Trennung - Kinder - Beratungsstelle München

Trennung- und die Kinder?

Sie befinden sich augenblicklich persönlich, als Partner und Eltern in einer schwierigen Situation, deren Bewältigung Ihnen zu Recht nicht einfach, vielleicht momentan sogar unmöglich erscheinen mag.

Vielleicht hoffen Sie, dass sich die Situation entspannen würde, wenn Sie die alleinige elterliche Sorge hätten und überlegen deshalb, einen entsprechenden Antrag bei Gericht zu stellen.
Dieser Schritt würde aber aller Voraussicht nach bedeuten, dass Ihr ehemaliger Partner sich dem entgegenstellen und möglicherweise ebenfalls einen Antrag auf alleinige elterliche Sorge einreichen würde. Damit würden Sie beide als Eltern dem Gericht die Verantwortung übergeben, das dann nach der Maxime "so viel gemeinsame elterliche Sorge wie möglich - so wenig alleinige Sorge wie nötig" eine Entscheidung treffen müßte.
Das Gericht hat die Aufgabe herauszufinden, welche Regelungsform der elterlichen Sorge dem Kindeswohl am besten dient und hat hierfür folgende Möglichkeiten:

-    Die Beibelassung der gemeinsamen elterlichen Sorge (Zurückweisung der Anträge)
-    Teile der elterlichen Sorge (z. B. das Aufenthaltsbestimmungsrecht oder die Vermögenssorge) auf einen Elternteil zu übertragen
-   ggf. gerichtliche Vereinbarung zu Teilvollmachten, die ein Elternteil dem anderen gibt
-    Übertragung der alleinigen elterliche Sorge auf einen Elternteil per richterlichem Beschluss
-    Übertragung der alleinigen elterlichen Sorge auf einen Elternteil, weil der andere dem zustimmt
-    Einholung eines familienpsychologischen Sachverständigengutachten

Im Zuge des gerichtlichen, streitigen Verfahrens, in dem Mutter bzw. Vater  als Antragsteller/in bzw. Antragsgegner/in bezeichnet werden, ist zu befürchten, dass sich die Eltern gegenseitig abqualifizieren und es schließlich darum geht, wer das Kind gewinnt bzw. verliert.
Was für die Zukunft des Kindes von Bedeutung ist, darüber verhandeln dann Rechtsanwälte, u.a. auch ein Verfahrensbeistand für Ihr Kind. Das Kind steht im Zentrum der Auseinandersetzung, es wird zum Streitobjekt.
Und aller Wahrscheinlichkeit sprechen die Eltern zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr miteinander, sondern haben ihren ureigensten Konflikt, - in aller Regel den ungelösten Paarkonflikt - auf die Anwälte übergeleitet. Diese Konfliktdelegation verhindert eine gemeinsame Lösung.

Um eine derartige gerichtliche Eskalation zu verhindern, ist die IETE bestrebt, mit Ihnen die Möglichkeiten einer fairen Trennung zu besprechen, sowie konkrete Hilfen, Handlungsstrategien und eventuell einen einvernehmlichen Elternvertrag zu erarbeiten. In diesem können die Bedürfnisse der Eltern und Kinder in angemessener Weise berücksichtigt werden,  sodass eine richterliche Entscheidung überflüssig  wird.

Die Beibehaltung unabhängiger, intensiver Beziehungen zu jedem Elternteil kann das Kind, aber auch die Eltern, vor schweren psychischen Belastungen und Veränderungen bewahren. Die praktischen Erfahrungen, wie auch die Ergebnisse aus der Forschung bestätigen, dass Kinder mit einer engen Beziehung zu Vater und Mutter bessere Chancen haben, nach der Trennung der Eltern gut zurechtzukommen. Die emotionale Verarbeitung des Trennungsgeschehens ist bei Kindern im Wesentlichen davon abhängig, auf welche Art und Weise die Eltern während und nach der Trennung miteinander umgehen.

Häufig ziehen Kinder den Schluss, dass auch sie die Liebe ihrer Eltern verlieren könnten, weil sie miterlebt haben, wie die Liebe zwischen Ihnen als Partner "verloren gegangen" ist. Sprechen Sie mit Ihrem Kind altersangemessen darüber, dass Sie als Mann und Frau nicht mehr zusammen leben, dass die Partnerschaft der Erwachsenen gescheitert ist und, dass Sie Ihr Kind als Mutter und Vater weiterhin lieben. Der kontinuierliche Kontakt zu beiden Elternteilen kann Ihr Kind auch von der Vorstellung entlasten, an der Trennung der Eltern schuld zu sein.

Besteht weiterhin Kontakt zu beiden und wird dieser weiterhin von jedem Elternteil gewünscht und unterstützt, läßt sich ein Loyalitätskonflikt vermeiden. Im Normalfall liebt Ihr Kind beide Elternteile und will sich nicht für oder gegen einen entscheiden müssen. Oft schlagen sich Kinder auf die Seite des vermeintlich Schwächeren, was sich später - häufig in der Pubertätszeit - umkehrt.  
Jedes Kind braucht Vater und Mutter. Das Kind hat durch die Präsenz seiner Eltern ein Modell dafür, was es werden kann, und gleichzeitig die Möglichkeit, seine eigene geschlechtliche Identität zu entwickeln.

Es liegt in Ihrer Verantwortlichkeit als Eltern, das Kind aus dem Konflikt herauszuhalten. Sie lassen sich nicht scheiden, weil Sie sich in der Erziehung der Kinder nicht einig sind (vermutlich sind Sie sich auch da nicht einig), aber der eigentliche Grund für eine Trennung ist, dass die Partnerschaft nicht mehr funktioniert.
Trotzdem steht das Kind oftmals bei den Eltern im Mittelpunkt der Streitigkeiten und das ist es, was dem Kind schadet und was beendet werden muss.

Indem Sie sich Gedanken um die Art Ihrer Trennung machen, bemühen Sie sich schon um eine faire Trennung. Sie nehmen Ihre elterliche Verantwortung wahr und suchen einen Konsens. Dieses Bestreben ist sehr wichtig, denn nach wie vor wird es - über das Bestehen Ihrer Partnerschaft hinaus - Probleme bei der Ausübung der gemeinsamen Elternschaft geben, und darüber sollten Sie sich kooperativ auseinandersetzen können.

Dieses Ziel ist Ihnen sicherlich bewusst, nur fragen Sie sich: "Wie kann ich es jemals erreichen?".

"Der Weg ist das Ziel", und auf diesem Weg können wir Sie begleiten.

Mit einer außergerichtlichen Vereinbarung, die auch die übrigen Scheidungsfolgen mit einschließen kann, können Sie Ihrer individuellen Situation am besten gerecht werden. Mit Ihrem Zeitaufwand, Ihrer Eigenarbeit und mit unserer Hilfe können Sie versuchen, eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu finden.

Es wird Ihnen mit unserer Hilfe leichter fallen, sich mit Ihrem ehemaligen Partner in elterlichen Belangen auseinanderzusetzen, denn wir können Ihnen von außen zeigen, wo sich die Bereiche Partnerschaft und Elternschaft immer noch vermischen.

Schwierige Rollen für Kinder:
Jede Situation erfordert eine individuelle Beratung, dennoch haben sich in der Praxis folgende Problempunkte herauskristallisiert:

  • Ihre Sichtweise wird nicht immer mit der Ihres Kindes übereinstimmen. Die Familiengrenzen verlaufen für Kinder anders als für Erwachsene. Da Kinder beide Elternteile lieben, gehört für sie der außerhalb lebende Elternteil zur Familie. Dies sollten Sie anerkennen, denn sonst zwingen Sie Ihr Kind in eine "Entweder-Oder-Position", die seinen Bedürfnissen nicht entspricht.

Ihr Kind erlebt es als andauernde Anspannung, wenn alles, was es bei dem einen Elternteil als gut befindet und erlebt, von dem anderen abgewertet wird. Es will sich nicht auf eine Seite schlagen müssen und will einen Elternteil nicht dadurch verletzen, dass es ihm beim anderen gefallen hat.
Natürlich kann es sein, dass das, was Ihr Kind an Ihrem ehemaligen Partner begeistert, genau das ist, was Sie selbst an diesem ablehnen. Versuchen Sie, Ihre Bewertungen für sich zu behalten, denn Ihr Kind hat damit nichts zu tun.

  • Es ist verständlich, dass Ihnen in der derzeitigen Situation negative Aussagen über den ehemaligen Partner naheliegen. Der Trennungsgrund bzw. die Trennung an sich war für Sie vielleicht die Ursache von großem Kummer, und es fällt Ihnen schwer, den Kindern keine negativen Botschaften, über den Ex-Partner/die Ex-Partnerin zu geben, weil damit allgemeine Aussagen über das andere Geschlecht implizit verbunden sind. Bedenken Sie, derartige Aussagen könnten bei einem Jungen bewirken, dass es ihm schwerfällt zu glauben, Männlichkeit sei gut, und dass er ein niedriges Selbstwertgefühl entwickeln könnte. Ein Mädchen bekommt dadurch ein denkbar negatives Männerbild, aus dem später Beziehungsprobleme resultieren können. Wird dem Jungen vermittelt, dass die Mutter "schlecht" sei, beeinflusst dies sein Bild vom anderen Geschlecht in gleicher Weise. Erfährt das Mädchen eine Abwertung seiner Mutter, dann kann es sein, dass es Schwierigkeiten in der eigenen weiblichen Identitäts-Entwicklung bekommt. Im Erwachsenenalter fühlen sich oft die Menschen "unvollständig", die in der Kindheit mit der gegenseitigen Ablehnung und Abwertung von Mutter und Vater leben mussten, da sie sich dann innerlich dagegen wehren, Mutter und Vater (weibliches und männliches Urprinzip) in sich selbst anzunehmen.

Es wäre für Ihr Kind auch ein sehr belastender Start ins Leben, von einer „bösen Mama“ und einem „bösen Papa“ abzustammen!

    

  • Versuchen Sie ebenso, Ihr Kind nie als Informanten zu benutzen und akzeptieren Sie es, wenn Ihr Kind von dem Zusammensein mit dem anderen Elternteil wenig oder nichts erzählt. Kinder, die als "Spione" eingesetzt werden, sollen erzählen, was sich bei dem anderen abspielt. Gleichzeitig werden sie davon abgehalten zu berichten, was "hier" los ist, und sollen über ihre Verschwiegenheit gar noch ein Versprechen ablegen. Mit diesem  widersprüchlichen Auftrag wird Ihr Kind total verwirrt, kann es ihn doch unmöglich erfüllen.

Wenn Sie dem anderen Elternteil Informationen zukommen lassen wollen, sprechen Sie direkt mit ihm oder nutzen einen anderen Weg, z.B E-Mail oder Messenger-Dienste. Vermeiden Sie, dass das Kind in die belastende Situation kommt, Informationsüberbringer, sozusagen Briefträger, zwischen den Eltern zu werden.

  • Wenn Ihr Kind mit seinem Vater bzw. mit seiner Mutter zusammen ist, sollte dieser Bereich von Ihrem getrennt bleiben. Auch wenn es Ihnen verständlicherweise schwerfällt, sollten Sie es nicht ausfragen, was dort abgelaufen ist (und umgekehrt).
  •  Zerren Sie nicht an Ihrem Kind, um es dafür zu gewinnen, dass es für Sie Partei ergreift.

Natürlich gibt es noch unzählige Verhaltensweisen, die die Entwicklung der Kinder beeinträchtigen und selbstverständlich gibt es mindestens ebenso viele Ratschläge, um diese zu vermeiden. Sinnvoller als eine Auflistung der Ratschläge ist, im Einzelfall zu entscheiden, was primär notwendig und welche Reaktion angemessen ist.

Unser Angebot richtet sich vor allem an Familien in Krisen, Trennung und Scheidung, an getrennt lebende Familien sowie an Nachscheidungs-/Patchworkfamilien.

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